Sägewerk mit Geschichte
27. Juli 2021 / Kamera: Leica-M 240 / Objektive: Summilux-M 1:1,4/50mm ASPH
Urs Thaddey AG. Vom geschälten Baumstamm zu Klotzbretter und anderen Produkten, bis hin zum bitteren Ende.
Der Lastwagen mit Anhänger, vorne und hinten bis ganz oben gefüllt mit Fichtenstämmen, fährt ins Dorf Gersau am Vierwaldstättersee ein. Sein Ziel, das Sägewerk an der Durchgangsstrasse Luzern - Brunnen. Mit quietschenden Bremsen hält der schwer beladene Lastenzug an der Strasse gleich neben dem Sägewerk an. Das Sägewerk ist unauffällig, nur das sauber zum Trocknen aufgeschichtete Holz verrät, wo sich das Areal befindet
Mit dem „Balz“, so heisst der Holzkrahn auf Schienen, wird Stamm für Stamm vom Lastwagen und Anhänger in das Zwischenlager gehievt. Man sieht eindeutig das Gewicht des Holzes. Nicht lange werden die Baumstämme an diesem Lagerplatz sein. Das Austrocknen sollte vermieden werden, ansonsten ist das folgende Verarbeiten schwieriger.
In einem eingefassten Becken des Vierwaldstättersees, schwimmt eine grössere Anzahl Baumstämme. Diese werden von einem Mitarbeiter langsam und gezielt mit einer langen Metallstange an den Ort manövriert, wo die Stämme von einem Kettenlaufband in die Sägerei transportiert werden.
Im Innern der Sägerei warten schon die Arbeiter, um die Stämme Stück für Stück mit einem Hacken an den Platz zu zerren, wohin sie bestimmt sind.
Noch hört man den dumpfen Ton, wenn Baumstämme aufeinanderprallen. Ist das Lager neben der imposanten Bandsäge voll, wird diese einmal mehr gestartet. Die Bandsäge läuft mit einer so regelmässigen Geschwindigkeit, dass ein hoher Ton entsteht. Alle Holzverarbeitungsfachpersonen tragen verständlicherweise einen Gehörschutz.
Schon rollt der erste Fichtenstamm in die Aufnahme und wird positioniert. Mit einem beträchtlichen Vorschub schiebt der Schlitten auf Eisenbahn ähnlichen Schienen und Rädern den Stamm durch das Sägeblatt der Bandsäge. Im schnellen Rhythmus werden Brett für Brett herausgesägt und von Hand weggenommen. Man sieht, dass der Arbeitsablauf mit allen Finessen präzise ausgeführt wird. Die Bretter werden nach Breite und Grösse sortiert aufgeschichtet.
Auch als nicht Fachmann sieht man die zum Trocknen gestapelten Holzbretter sind einwandfrei zugesägt und fachmännisch gestapelt. Somit ist das Trocknen des Holzes bestens gewährleistet und gibt ohne Zweifel ein sehr gutes Endprodukt.
Noch lang hätte ich diesem fleissigen Arbeiten zusehen können, aber für mich wurde es Zeit weiterzufahren. So auch mit der Sägerei Thaddey in Gersau, die Zeit ist gekommen sich zuverabschieden. Die Zeiten sind hart, der inländische Arbeitsmarkt mit Holzprodukten wird durch das Ausland verdrängt. Arbeitsaufwand, Ertrag, Lohnkosten, Standort, Maschinenpark ... alles zusammen wirkt sich auf das Weiter - oder nicht Weiterexistieren der Firma aus. Viele Faktoren haben somit bewirkt, dass die Sägerei in Gersau am Vierwaldstättersee die Maschinen abschalten musste. Schade!
Sommern 2024
Es ist schon eine Weile her, als ich mit dem Velo durch das Dorf Gersau am Vielwaldstättersee fuhr. An der Stelle, wo vor Jahren noch eine Sägerei stand, sind die 21 Mietwohnungen bezugsbereit. Ein Generationen-Unternehmen ist dem lukrativen Wohnungsmarkt gewichen.